Enthüllung der Erinnerungstafel an Marcel und Tosia Reich-Ranicki, 2.12.2016
Begrüßung
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
im Namen der Eigentümergemeinschaft Gustav-Freytag-Str. 36/38 darf ich Sie begrüßen und zur Enthüllung der Erinnerungstafel an Marcel und Teofila Reich-Ranicki willkommen heißen.
Unser Gruß geht zuerst an Euch, liebe Andrew, Ida, Carla und Nico Marcel, an die Familie von Marcel und Tosia Reich-Ranicki. Es ist schön, dass Ihr heute in Frankfurt seid und die Tafel enthüllen werdet!
Sehr geehrte Frau Hartwig,
wir freuen uns sehr über Ihr Kommen. Eine Literaturkritikerin und Autorin als Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt ist an sich eine große Seltenheit, eine wohl einmalige Konstellation dürfte sein, dass Sie heute in ihrer offiziellen Funktion an den Literaturkritiker und Autor Marcel Reich-Ranicki und seine Ehefrau Tosia erinnern. Seien Sie im Dichterviertel herzlich begrüßt!
Sehr geehrte, liebe Frau Roth,
es ist uns allen eine sehr große Freude, dass Sie heute hier sind. Als langjährige Freundin von Tosia und Marcel Reich-Ranicki und als Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt, mit der Marcel und Tosia eng verbunden waren, haben Sie die beiden über viele Jahre begleitet. Wir heißen Sie sehr herzlich willkommen.
Weiter begrüßen wir den Ortsvorsteher, Herrn Hesse, und die Vorsitzende der Bürgervereinigung Dichterviertel, Frau Althen-Brand,
ebenso die Freunde und Bekannten von Tosia und Marcel Reich-Ranicki ,
sowie die Nachbarinnen und Nachbarn aus dem Haus und dem Dichterviertel.
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Meine sehr verehrten Damen und Herren,
wir freuen uns, dass heute an der Gustav-Freytag-Str. 36 ein Zeichen der Erinnerung an Tosia und Marcel Reich-Ranicki gesetzt wird. Knapp 30 Jahre lebten sie in diesem Haus und in diesem Quartier, das den für Marcel Reich-Ranicki angemessenen Namen „Dichterviertel“ trägt.
Viele der Anwesenden verbinden persönliche Erinnerungen mit Marcel und Tosia Reich-Ranicki, Gespräche im Treppenhaus oder beim Spaziergang im Quartier, Erinnerungen an die vielen Bücherpakete, die zu Zeiten des Literarischen Quartetts jeden Tag hier eintrafen und die man gerne entgegennahm, wenn oben in der zweiten Etage niemand zu Hause war.
Erinnerungen aber auch an die lauten und langen Telefongespräche, die im Sommer bei offenem Fenster den Garten hinter dem Haus beschallten oder Erinnerungen an die Opernarien, die über den Balkon hinter mir diesen Abschnitt der Gustav-Freytag-Str. bisweilen zu einem „Konzertsaal“ werden ließen.
Es ist dies im übrigen ein Balkon, der in die Literatur eingegangen ist, durch das letzte Kapitel von Marcel Reich-Ranickis Buch, „Mein Leben“, das dem Ehepaar ein bewegendes persönliches Denkmal setzt und das in Hofmannsthals Worten endet:
„Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein, dass wir zwei beieinander sein“.
Tosia und Marcel Reich-Ranicki gehörten zu diesem Haus und wir als dessen Bewohner haben sie wohl anders erlebt als viele der Persönlichkeiten aus Kultur und Medien, die in diesem Haus ein- und ausgingen.
Aber auch das Dichterviertel stand zu Marcel und Tosia Reich-Ranicki. Als Marcel das Gehen schwer fiel und ihn die Spaziergänge an die Eschersheimer Landstraße ins Café Christine oder in die Eisdiele von Mario stark ermüdeten, stand eines Tages auf halber Strecke vor einem Hauseingang an der Grillparzer Straße ein Stuhl, ein Stuhl, auf den er sich setzen und ausruhen konnte. Der Stuhl blieb dort, bis auch die beiden halben Strecken für Marcel zu weit wurden.
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Meine Damen und Herren, es freut uns sehr, dass wir als Eigentümergemeinschaft gemeinsam mit dem Ortsbeirat und der Bürgervereinigung Dichterviertel den Weg gefunden haben, an Tosia und Marcel Reich-Ranicki zu erinnern.
Dafür dürfen wir uns bei Herrn Hesse vom Ortsbeirat 9, ebenso bei Frau Aydin von der Museumsadministration der Stadt Frankfurt, sehr herzlich bedanken.
Frau Althen-Brand und die Bürgervereinigung Dichterviertel haben uns von Anfang an tatkräftig unterstützt und auch zur heutigen Feier viel beigetragen. Herzlichen Dank dafür.
Und schließlich bedanken wir uns beim Beirat und den Eigentümern unserer Hausgemeinschaft. Die Erinnerungstafel an Marcel und Tosia Reich-Ranicki bedeutet uns allen viel.
In diesem Sinne darf ich nun das Wort an die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Frau Hartwig, übergeben. Besten Dank.
Hans-Markus von Kaenel